Realisierungswettbewerb/ 2004
Ulrich Königs, Ilse Königs, André Rethmeier
Transformation Gotik-Barock-Neuzeit: Die im 19. Jh. mit der Zielsetzung der Stilreinheit durchgeführte Purifizierung des Kircheninneren lässt den Kontrast zwischen der aufgelösten Vertikalität des gotischen Innenraums und der Massivität des barocken Gestühls besonders deutlich hervortreten. Der Entwurf des neuen Gestühls zielt auf die Transformation dieser sich scheinbar unvereinbar gegenüber stehenden Logiken. Die zu den Seitenschiffen massive Seite der Bänke bildet in der Flucht mit dem barocken Gestühl einen homogenen Gesamteindruck des Domgestühls. Zum Mittelschiff lösen sich die Bänke durch vertikale Einschnitte kontinuierlich auf und beginnen mit den Diensten der gotischen Bündelpfeiler zu korrespondieren. Ruhe und Massivität werden mit Dynamik und Eleganz vereint. Proportion: Um ein einheitliches Gesamtbild des Gestühls zu erreichen, orientieren sich die neuen Bänke an den Proportionen des barocken Gestühls, ohne dieses zu imitieren. Wesentliche Maße wie die der Sitzfläche, der Kniebank und der Buchablage werden übernommen. Auch die Höhe der barocken Bänke, die aus dem Podest resultiert, wird übernommen. Das gewährleistet zum einen die gewünschte Homogenität des Gestühls, wirkt zum anderen aber auch einer Hierarchisierung der Sitz- und Blickhöhen entgegen. Um den steinernen Gesamteindruck des Kircheninneren nicht zu stören, stehen die Bänke jedoch nicht auf einem durchgehenden Podest. Vielmehr ist das Podest integraler Bestandteil einer Bankreihe und lässt den Natursteinboden weiterhin sichtbar. Es ergibt sich ein Bankquerschnitt, der an das Bild eines andächtig knienden Menschen erinnert.