• Info
  • Außenperspektive

  • Pflanzenschauhaus _ Innenperspektive

  • Vogelperspektive

  • Axonometrie

  • Längsschnitt

  • Fassadenschnitt

  • Insel Mainau _ Lageplan

  • Mainau 2040

    Realisierungswettbewerb / 2021
    3. Preis
    Königs Architekten Köln: Ulrich Königs, Ilse Königs, M.Sc. Robert Gierens, B.Sc. Finn Gundermann, Dipl.-Ing. Laura
    Harzheim, B.Sc. Viola Königs, M.Sc. Dale Leith, B.Sc. Ponraj Mohan, B.Sc. Baraa Shareet, B.Sc. Sebastian Steenbock

    Die Insel Mainau ist ständig im Werden
    Die ständige Transformation ist das Prinzip der Natur, ein jahreszeitliches und lebenslanges Werden und                                       Vergehen ist selbstverständlich und notwendig. Auf der Insel Mainau ist dies erlebbar und soll konzeptionell                                             auch auf die bauliche Entwicklung übertragen werden. Vergängliche Provisorien stellen demzufolge keinen                                      baulichen Mangel dar, sondern sind eine resiliente Adaption mit eigenständiger Ästhetik. Zu jedem Zeitpunkt                                    erscheint die Insel als fertig, Zwischenzustände werden nicht als defizitär betrachtet sondern sind Bestandteil                                        einer systemimmanenten Logik.


    ZUKUNFT
    Flexible Programmierung – Bauen in der Loft-Logik
    Es stehen dynamische Veränderungsprozesse an, die wir beim Bauen strategisch voraussehen müssen.
    Die bestehenden Gebäude werden hinsichtlich ihres Umnutzungspotentials untersucht und vorzugsweise
    nicht abgerissen. Die Neubauten werden typologisch neutral betrachtet, so daß eine geänderte Nutzung
    im Bedarfsfall wie bei einem Loftgebäude mit relativ geringem Aufwand bewerkstelligt werden kann.
    Die Parkhausflächen werden beispielsweise irgendwann funktional nicht mehr in dem Umfang benötigt und                                                  könnten baulich zu einem Bio-Kraftwerk umgenutzt werden, die Anzuchthäuser werden vielleicht zu
    Lernorten.

     

    LERNEN
    Werte erkennen und vermitteln – Staunen, Lernen, selber machen
    Die Insel Mainau wird zu einem begehbaren Laboratorium im zukünftigen Umgang mit natürlichen
    Ressourcen. Der bisher verborgene Backstage-Bereich der Insel wird in Teilen zu transparenten
    Erlebnisorten einer gläsernen Produktion, denn klimaneutrales Handeln macht Spaß!
    Dabei entfaltet sich eine ‚Ästhetik des Tuns‘, der verschiedene Herstellungsprozesse und des ‚Sich-
    Entwickelns‘. Neben den Jahreszeiten, werden auch die Lebenszyklen der Pflanzen als ausstellungswert
    betrachtet, also weitere Ebenen, die über die reine Blütenpracht hinaus gehen. Der Gegenstand der
    Konzeption geht von der Samenproduktion bis zur Kompostierung über alle Zwischenstufen.
    Die Anstrengungen zur Klimaneutralität werden sichtbar gemacht und dem Besucher in vielfältiger Form
    vermittelt. Ein – „Was geht mich das an?“ – Denken verändert sich in ein staunendes Lernen.
    „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es
    mich tun, und ich werde es können.“ *) Konfuzius, * 551 v. Chr.


    VERNETZUNG
    Rhizomatische Strukturen – Cradle to Cradle durch Selbstorganisation
    In der Natur werden die Teilhaber nicht hierarchisch nach einem Top-Down-System organisiert, sondern
    sind rhizomatisch*) auf komplexe Weise miteinander vernetzt. Das bauliche System der Insel agiert auf                                                    ähnliche Weise: Energie wird an einer Stelle erzeugt und an anderer Stelle verbraucht; dort wird produziert,                                                was anderswo konsumiert wird und Abfall erzeugt, der wiederum Energie an anderer Seite erzeugt –                                                      cradle to cradle beginnt von neuem. Die ikonographische Aussichtsturmspirale am Inseleingang vermittelt                                                  dieses „Wunder der Natur“ als modernes Vorbild einer resilienten Kreislaufwirtschaft. *) Gilles Deleuze/Félix                                             Guattari, Tausend Plateaus.


    ANPASSUNG
    Verschmelzung von Innen und Außen – Inszenierung von Naturerlebnissen
    Wir verlassen die dialektische Gegensätzlichkeit von Gebäude und Natur zu Gunsten eines
    verschmelzenden Ganzen. Die topographischen Gegebenheiten und die programmatischen Vorgaben
    eignen sich dazu, vielerorts eine hybride Typologie zu entwickeln. Das Hotel verschmilzt zu privaten
    Räumen im Hang, die klassischen Gewächshaus-Typologien (Kew Gardens, Laeken, etc.) werden in eine
    begehbare Plattform eingelassen. Die Einfachheit und klassische Lesbarkeit der Gebäudeformen und
    -konstruktionen stehen nicht im Widerspruch zu einer szenografischen Ausdrucksform.


    BAUEN
    Markant durch Unscheinbarkeit
    Um ein möglichst grünes Bild der Insel zu erzeugen, bildet die topografische Einbettung der Baukörper
    eine übergeordnete strategische Zielsetzung für alle baulichen Eingriffe.
    Die neuen Gebäude auf der Mainau orientieren sich am Höhensprung des Geländes nördlich des
    Arboretums. Zum Inselinneren hin schmiegt sich der neugestaltete Bereich an den vorhandenen Weg und
    an die Hangkante. Nach Norden hin präsentiert sich die neue Magistrale als lineares Element, das sich
    zwischen dem neuen Schmetterlingshaus und dem Schaugewächshaus mit dem Indoorspielplatz
    erstreckt. Gleichzeitig entsteht auf der Nordseite der Gewächshäuser ein Dienstweg für betriebliche
    Abläufe. Das gewohnte Panorama der Insel, aus Litzelstetten betrachtet, ist nach wie vor durch die dichte
    Vegetation am Nordufer der Insel geprägt: Hier schauen lediglich die Kuppeln des neuen
    Schaugewächshauses aus dem Hang heraus, überragen in der Höhe jedoch nicht das obere Plateau der
    Insel.

     

    INSELLANDSCHAFT
    Saisonale Gärten
    Neben den Vorschlägen für die bauliche Ergänzung auf der Insel bietet der Entwurf mehrere neue,
    landschaftliche und pädagogische Erlebnisse: Von der Metasequoia-Allee abgehend ist ein “Heidepolster”
    kissenförmig angeordnet. Dort wird der Bestand aufgenommen und weiterentwickelt. Ein neuer
    Besucherweg nimmt den Pfad der saisonalen Gärten auf und umschließt diesen in einem Oval. In dessen
    Mitte liegen Versuchs- und Sichtungsgärten, die die wissenswerte Entwicklung neuer Sorten präsentieren,
    sowie Wassergärten, die die Lage am Bodensee thematisieren.
    Das Oval bildet den Übergang zum Schmetterlingshaus und der neuen Magistrale mit der gläsernen
    Manufaktur, mit Sichtbeziehungen zu den Anzuchtflächen und dem neuen Schaugewächs- und
    Veranstaltungshaus. Der abwechslungsreiche Besucherpfad entlang der Magistrale ist hier jedoch nie
    geradlinig. Je nach Jahres- und Wachstumszeit ergibt sich durch den Pflanzkalender und die damit
    verbundenen gärtnerischen Tätigkeiten ein nie gleichbleibender „Zick-Zack-Besuch“ entlang der
    ‚gläsernen Produktion‘, sowohl in den Häusern wie auch im Freien. Der Pfad transformiert die Magistrale
    zu einer mäandrierenden Entdeckungsreise durch eine vielfältige Pflanzenwelt.
    Neben den weiten Anzuchtflächen mit ihrer großzügigen Dimensionierung, die eine wirtschaftliche
    Bearbeitung ermöglichen, entstehen immer wieder kleinere, differenzierte, gärtnerische Momente, und
    somit ein Rahmen für Biodiversität und Vielfalt. Zwei neue, gastronomische Angebote entlang der
    Magistrale, ein Restaurant mit Küchengarten und der Biergarten Midsommar, ergänzen das bisherige
    Angebot auf der Insel.


    PFLANZENSCHAUHAUS
    Exotische Orte
    Die begehbare Dachlandschaft bettet das Gebäude in die Topographie ein und wird zu einer
    eigenständigen Attraktion. Die spektakulären gläsernen Kuppeln lassen sich von dort durchschreiten, so
    daß man sich unversehens auf einem Baumwipfelsteg durch die üppige Fülle exotischer Pflanzen
    befindet. Die gläsernen Kuppeln werden von einer Primärkonstruktion aus parabelförmigen
    Holzleimbindern getragen, die begehbare und bespielbare Dachlandschaft besteht aus einer
    eigenständigen Betonkonstruktion. Auf der unteren Ebene bildet das Pflanzenschauhaus den Zielpunkt
    der Besuchermagistrale entlang der „Gläsernen Produktion“.
    Es sind zwei verschiedene Klima- und Vegetationszonen vorgesehen: Eine Tropenwelt und eine
    subtropische Himalaya-Bergwelt, die sich in die Inseltopographie szenisch einbettet.
    Die enge räumliche Verzahnung der unterschiedlichen Programmzonen lassen in Kombination mit dem
    Restaurant und dem Veranstaltungshaus vielfältige Nutzungsszenarien möglich erscheinen.


    VERANSTALTUNGSHAUS
    Einzigartige Gesellschaftsereignisse
    Die Location auf der Insel an sich ist schon einzigartig. Die Voliere im Eingangsbereich mit tropischen
    Vögeln sowie die innere Vegetation verzahnt sich mit der zweigeteilten Holz-Glaskuppel und den
    angrenzenden Tropenhäusern zu einem unvergesslichen Ort. Eine Teilbarkeit ermöglicht verschiedene
    Veranstaltungsgrößen (max. 250 oder max. 500 Plätze) und die Kombination mit dem zuschaltbaren
    Restaurant läßt verschiedene Nutzungsszenarien mit einem flexiblen Catering-Management zu. Im
    Deckenring des Besucherdecks in sieben Metern Höhe wird die notwendige Raumlufttechnik der
    Versammlungsstätte integriert.

     

    HYBRID – KONSTRUKTION
    Parabelförmige Tragschalen aus Holz
    Das Pflanzenschauhaus sowie das angrenzende Veranstaltungshaus wird mit bogenförmigen
    Brettschichtbindern überwölbt und verglast. Die CNC-Technologie ermöglicht hier 100%ige
    Vorfertigungsgrade mit millimetergenauen Toleranzbereichen. Mit der entsprechenden Holzauswahl (kein
    Tropenholz), fachgerechter Verbindungstechnologie und guter Be- / Ablüftung der Querschnitte ist eine                                     Verwendung im Pflanzenschauhaus problemlos möglich und nachhaltig. Das Besucherdeck in sieben
    Metern Höhe wird, u.a. aus Brandschutzgründen, als Betondecke ausgebildet, die auf freistehenden
    Betonrundstützen und auf Stützen im Fassadenbereich ruht. Das Besucherdeck aus Beton ist konstruktiv
    von den Holzkuppeln getrennt. Alle Lasten aus den Konstruktionselementen werden in Punkt- / oder
    Streifenfundamente abgeleitet.